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  • angelinaekkert

Schattenjagd (2)

Eine Untersuchung des Schattens in Layers of Fear


Zusammenfassung

 

Der Text basiert auf einer Hausarbeit vom 15.04.2018



Ziel des Computerspiels Layers of Fear ist es, durch Erkunden der Umgebung die Geschichte aufzudecken und voranzutreiben, was durch das Sammeln von Items und Lösen von Rätseln geschieht.


Es wird auf jegliche einleitenden Erklärungen oder Tutorials verzichtet. Spielende tauchen direkt in die Diegese ein; dabei schlüpfen sie in die Rolle eines unbenannten, wahnsinnig werdenden Malers. Dieser wird in der Egoperspektive auf der Suche nach den Malutensilien für sein Magnum Opus durch ein Herrenhaus gesteuert. Anhand des Interieurs im viktorianischen Stil lässt sich die Zeitgeschichte dem frühen 20. Jahrhundert zuweisen. Anfangs noch intakt verfällt das Anwesen im Spielverlauf zunehmend, was den psychischen Niedergang des Protagonisten reflektieren soll.


© Bloober Team | Aspyr Media

Bei der Durchsuchung des Hauses können diverse Hinweise wie Briefe oder Zeitungsartikel gefunden werden, die dem Spieler respektive der Spielerin erlauben, die tragische Hintergrundgeschichte zusammenzusetzen. Gemälde namhafter Künstler wie Rembrandt, Goya oder Füssli ermöglichen als interpikturelle Verweise einen erweiterten Interpretationsraum. Video und Audio erzeugen geschickt eine bedrohliche Atmosphäre von Orientierungslosigkeit. So kann beispielsweise ein Schwenk der Kamera bereits die Räumlichkeit verändern, während Stimmen wie das Weinen der verstorbenen Gattin oder das Lachen der eigenen Tochter SpielerInnen dazu verführen (oder davon abschrecken), ihnen zu folgen.


SPOILERWARNUNG

 

Durch die im Spiel gefundenen Indizien lässt sich ableiten, dass dem Künstler, den man verkörpert, zunächst als erfolgreicher Maler Anerkennung und Bewunderung für seine Arbeit widerfährt. Er lebt zusammen mit seiner schönen Frau und der gemeinsamen Tochter in Wohlstand.1Während eines Brandes wird die Ehefrau schwer verletzt und inoperabel entstellt, was den Künstler in eine tiefe Schaffenskrise stürzt, wodurch die Existenzgrundlage der Familie bedroht wird. Er verfällt dem Alkohol und distanziert sich, während die Ehefrau schmerzlich feststellt, dass ihr Mann sie nur als seine Muse verehrte. Die nun auftretende Lieblosigkeit in der Ehe lässt sie an schweren Depressionen erkranken und nährt einen tiefen Hass gegen den Gatten. Schließlich verbrennt sie eines der Porträts, das er von ihr gefertigt hat, und begeht Suizid.


Die Verluste lassen den Maler zunehmend wahnsinnig werden: Halluzinationen wie eine eingebildete Rattenplage und der Geist seiner Frau quälen ihn und er steigert sich immer mehr in die Vorstellung hinein, dass außer dem Vollenden seines Meisterwerks nichts mehr von Bedeutung sei. Das Fehlen seiner Muse kompensiert er, indem er für sein Magnum Opus Körperteile der toten Frau verwendet. So nutzt er beispielsweise ihr Haar, um daraus einen Pinsel zu fertigen.


Je nachdem, welche Entscheidungen man als Spieler respektive Spielerin getroffen hat, können drei alternative Enden erspielt werden. Im gängigsten Ausgang, dessen Durchlauf keiner konkreten Strategie folgt, bleibt der Künstler in einer Schlaufe des Wahnsinns gefangen; dabei bewertet er seine Arbeit als Misserfolg, strebt nach dem nächsten Gemälde und das Spiel beginnt von vorn. In den anderen beiden Enden wird der Kreislauf durchbrochen und der Protagonist kann Erlösung finden, indem er entweder der Vergangenheit den Rücken kehrt, sich auf sich selbst bezieht und ein Selbstporträt schafft, dass ihm wieder zu neuem Ruhm verhilft, oder Frau und Tochter gemeinsam malt, woraufhin ihm seine Taten bewusst werden und er in Reue seine Gemälde zusammen mit sich und dem Haus anzündet.


[Fortsetzung folgt!]


 

1 Bis auf die Tatsache, dass der Vater das Sorgerecht verliert, woraufhin sein Kind in ein Waisenhaus gebracht wird, bleibt das Schicksal des Mädchens im Hauptspiel ungewiss. Die Downloaderweiterung (DLC) Inheritance, die noch im selben Jahr folgte, beleuchtet rückschauend die Geschehnisse aus der Perspektive der Tochter.


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